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Who the fuck is H.P. Baxxter

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Vor zwanzig Jahre gründete H.P. Baxxter mit seinem Cousin Ferris Bueller und dem Keyboarder Rick J. Jordan die Band Scooter. Sie schrieben Songs, zu denen Generationen von Kids, das erste Mal so richtig hinter dem Jugendclub mit Wodka-O kotzen gingen. Das war in den Neunzigern. „Hyper Hyper“, „How Much Is The Fish“ und „Fire“ gehören inzwischen zur Pop-DNA Deutschlands. Über dreißig Millionen Platten konnten Scooter bisher verkaufen.

Nächstes Jahr im Januar wird Rick sein letztes Konzert mit Scooter spielen. H.P. aber macht weiter. Frédéric Schwilden fuhr für die Welt nach Hamburg, um Baxxter zu treffen. Scooter spielten an diesem Abend ihr Jubiläumskonzert vor 1000 Leute im Uebel & Gefährlich. Im Januar gehen Sie auf Stadiontour.

Who the fuck is H.P. Baxxter?

Und H.P. bummst einem gleich so ein kehliges HAHAHAHA vor die Füße. So tief, so bauchig, so vom Rauchen angeraut. Er zündet sich eine Zigarette an. Vollgas gleich zum Start. Die Frage gefällt ihm.

Das ist ja gemein. Ich kann das nur so beschreiben, wie andere einen sehen. Für mich selber ist alles selbstverständlich und nicht weiter merkwürdig. Andere sagen, die kommen manchmal mit mir nicht klar, wenn es um Beziehungen geht, Frauen sagen oft, ich sei unberechenbar. Einmal ganz ruhig und ganz lieb und auf einmal ein anderer Mensch. Ich glaube schon, dass ich zwei Persönlichkeiten in mir habe. Ohne schizophren zu sein aber.

Ich habe einerseits das eher Ruhige. Heute sag man bodenständig dazu, ich finde das aber abgedroschen. Auf der anderen Seite wird mir dann aber langweilig und es muss einfach was passieren.  Das kann ich am besten auf der Bühne ausleben oder durch Musik. Als Jugendlicher war das schon so. Wenn sich Aggressionen in der Schule angestaut hatten, dann war mein Gegengift, sich ins Zimmer einzuschließen und die Musik bis zum Anschlag aufzudrehen.

Ist diese Ruhe Ihre Lebensversicherung? Viele, die so lange Techno machen sind inzwischen hangengeblieben, einige sogar tot.

Das stimmt. Ich glaube, das ist genau das, was ich beschrieben habe. Das ist eine Charaktereigenschaft, die hat man oder nicht. Ich brauche Gegensätze. Wenn ich nur noch feiern sollte, würde ich nach drei Tagen auch sagen, lasst mich in Ruhe. Aber auch nach drei, vier Tagen zuhause und nur Tee trinken, dann kriecht so eine Unruhe in mir hoch und dann muss ich raus. Das passiert oft. Aber ich hab das irgendwie im Griff. Wenn ich aber einmal losgehe, dann finde ich kein Ende. Ich bin immer der Letzte der geht. Die einzige Alternative für mich ist, ich geh’ gar nicht erst los. Ich könnte nicht um halb zwei nach Hause gehen. Mir ist dann alles egal.

Wie lang ist die letzte Pille her?
Ääääääh. Die letzte Pille war eine Vitamin-C-Tablette. Was anderes habe ich noch nie genommen. Vielleicht ist das langweilig. Aber ich hatte mit Drogen noch nie was am Hut. Ich bin sehr stur. Das sagt man auch den Ostfriesen nach. Ich bin ja da in der Provinz aufgewachsen. Was ich nicht will, will ich nicht. Da kann kommen, wer will. Ich mache das nicht.
Was sagt der Schiffsmechaniker H.P. Baxxter zur Springflut in Hamburg?

Ich weiß nicht, wo das herkommt. Ich bin kein Schiffsmechaniker. Ich bin Dental-Kaufmann.

Wieder das HAHAHAHAHAHA-Lachen. Ein großes Lachen, so groß, wie der Hamburger Hafen, noch größer, ein Lachen, das die Ganze Welt hören kann, und das sagt, dass sein Inhaber, mit allen Wassern gewaschen ist.

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Ich bin der singende Dentalkaufmann.

Ich hatte damals von meinen Eltern die Ansage, du kannst gerne Musik machen, aber Du musst irgendetwas machen: Studium oder Ausbildung. Dann habe ich mit dem Studium angefangen. Das war mir zu langwierig und auch nicht mein Ding. Ich habe mich dann bei der nächstbesten Firma beworben. Das war eine Dental-Ding-Sache. Groß und Außenhandel. Eigentlich nur, um irgendwie einen Beruf zu haben, falls es doch nicht klappt.

Wie sehr fehlt ihnen Rick schon?

Gar nicht. HAHAHAHAHAHAHAHA

Du, wie ist das, wir sind ein Ehepaar. Wir machen ewig Musik. Ich mag Rick, aber das Gleiche würde er sagen. Wahrscheinlich würde er sagen, ich bin so froh, noch eine Tour, dann hab ich’s geschafft. Das kann man schon mit einer Ehe vergleichen. Wenn Du jemanden so genau kennst, dann regt Dich irgendwann alles auf. Das ist wie bei einem alten Ehepaar. Gar nicht böse gemeint.

Sie haben mal gesagt, Scooter sei eine Rockband

Vom ganzen Feeling, vom Spirit, wie wir auch auf Tournee sind, ist es das Klischee einer  70erJahre-Rock’n'Roll-Band.

The Chase is better than the catch – ist ja ein Motörhead-Song. War das Zitat bewusst?

Ja, ich weiß. Auf dem Album „Ace Of Spades“.  Ich fand den Song großartig, da war ich sechzehn. Ich war der Einzige auf dem Gymnasium, der Motörhead hörte. Die anderen waren alle bei Genesis, Pink Floyd. Und ich hab Motörhead geliebt. Das war mein Lieblingslied damals. Ich fand die Zeile sensationell. Das ist ja fast philosophisch. Das habe ich dann bei How Much Is The Fish verarbeitet. Ich verarbeite gerne Zitate, oder, was ich aufgeschnappt habe in Songs.

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Sie waren gerade in Russland, was ist Ihnen in besserer Erinnerung geblieben: Putin oder der Wodka?

Schwierige Gefrage, keineswegs. In Russland muss man aufpassen. Der Künstler will es sich bestimmt nicht richtig dort versauen. Russland ist ein Riesen-Markt für Scooter.

Mit Putin hatten wir jetzt nicht so viel zu tun. Aber die Enkelin von Gorbatschow war Scooter-Fan. Das ist schon länger her. Die war ma in BerlinBerlin, sie meinte aber, sie sei viel lieber in Hamurg, weil da Scooter leben. Das hat sie wirklich gesagt.

Wie sind Sie zum russischen Staubsaugervertreter geworden?

Da kam eben die Anfrage vom Media Markt. Der Hintergrund war der, die verkaufen in Russland das Image als deutsche Firma. Deutsch heißt für die immer noch Wertarbeit, ein positiver Beigeschmack. Bei jeder Werbung ist da die Deutschlandfahne. Und die wollten gerne einen Künstler als Testimonial haben, aus Deutschland stammend und in Russland berühmt. Und da gibt es halt nicht so viele. Dann waren sie eben bei mir.

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Mit Scooter haben über dreißig Millionen an Platten verkauft. Wie messen Sie Erfolg?

Ganz konservativ gehe ich nach der Chartposition von Mediacontrol. Das ist wirklich messbar. Wenn die Leute freiwillig die Platte kaufen und Geld dafür ausgeben, ist das einfach Anerkennung.

Ist David Guetta überbezahlt?

Die Guetta-Frage. Guetta wird ja auch belächelt, also von den „richtigen“ Djs.Schlägt sich Baxxter auf seine Seite? Scooter mussten früher auch ordentlich einstecken von Seiten der Berliner Techno-Elite.

Ich weiß es nicht. Im ersten Moment denke ich, wow. Da habe ich Hochachtung und Respekt vor. Sonst könnte das ja jemand anders für die Hälfte machen. Aber es macht eben Guetta und für das Doppelte. Das ist eine Leistung. Man kann höchsten sagen, die Leute, die das zahlen sind bekloppt, aber nicht Guetta.

Wann das letzte mal mit Marsha und Westbam Kontakt telefoniert?

Also, da wir ja ziemlich gedisst wurden, hat sich da nie eine große Freundschaft ergeben. Ich habe mal Westbam vor ein paar Jahren im Weekend in Berlin getroffen. Irgendwann ist das auch alles Geschichte. Ich hab da wenig Berührungspunkte zu der Szene.

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Was haben Sie gedacht, als die das „Hyper Hyper“ Cover von Modeselektor und Otto von Schirachs gehört haben?

Das fand ich super. Ich weiß nicht, ob ich mich supergeschmeichelt fühlen soll, aber die Interpretation fand ich sensationell.

Haben Sie eine Ahnung, wie es dem Techno in Berlin so geht?

Nein. Das kommt eher durch Zufälle. Ich hör was, schnapp’ was auf und denke, was ist das. Aber wenn wir in Berlin sind, gehe ich gerne dort aus.

Im Kater Holzig war ich diesen Sommer.. Das Watergate an der Oberbaumbrücke mag ich sehr. Da waren wir drei, vier Mal. Ich war zwei Mal im Berghain. Ich liebe das eine Nacht in einer andere Szene einzutauchen und sich einfach mal treiben zu lassen.

Wie fanden Sie das Berghain?

Nach so vielen Jahren, ich bin mein ganzes Leben in Clubs gewesen, da schockt einen nichts mehr. Ich fand das interessant und kommerzieller, als ich erwartet hatte.    Du kommst rein und da liegen gleich Merchandising-Artikel. Ich glaube, das Ganze ist ein Hype. Da ist auch nichts Schlimmes passiert. Ich habe da niemand vögeln gesehen. Ich habe das als relativ harmlos empfunden.

Woher kommt das, dass mittlerweile Versicherungsvertreterinnen drei Tage lang tanzen wollen?

Techno hat auch kein Schmuddelimage mehr. Die Leute haben ein anderes Freizeitverhalten. In Russland  hören die Superreichen beim Essen House. Die läuft so laut, dass Du Dich kaum unterhalten kannst. Da sind dann 70 Prozent Mädels und nach dem Essen tanzen alle und das Restaurant ist ein Club und da sitzen Geschäftsleute. Die finden das toll. Das gab’s früher gar nicht.

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Das Geheimrezept des guten Raves?

Das ist eine Mischung aus Leuten und Location. Der DJ ist aber natürlich das A und O. Das ändert sich nie.

 Who the fuck is H.P. Baxxter von Frédéric Schwilden – Photos: Oliver Rath

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